unsortierte Einträge 70
Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr,
und die es trugen, mögen mir vergeben-
bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
doch mit dem Tod der Andern muss man leben.
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Es war als hätt' der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun Träumen müsst'.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
November – Zeit des Gedenkens
Es gibt Tage, da werde ich melancholisch.
Es gibt Tage, da kommen die Erinnerungen in mir hoch.
Da weiß ich selbst nicht so recht, was ist nur los mit mir?
Einerseits will ich stark bleiben, andererseits könnte ich weinen.
Es liegt bestimmt an den grauen Tagen, am Regen und der dunkleren Jahreszeit.
Das Jahr neigt sich dem Ende, und bald ist Weihnachten.
Ob ich alleine bleiben soll, oder doch mit zur Familie gehen soll?
Wie war es denn früher?
Der Regen prasselte auch an die Scheiben, draußen war es auch dunkel.
Ich mummelte mich in eine Decke, zündete eine Kerze an und fand diesen
Herbst mit meinem Buch in der Hand auf dem Sessel so gemütlich.
Man fand Zeit für sich selber, die Tage wurden ruhiger.
Auch jetzt prasselt der Regen.
Auch jetzt ist es dunkel, aber trotzdem ist alles so anders.
Meine Tage ohne Dich sind nun einsamer geworden.
Du fehlst mir!
Ich ziehe meine Jacke an, binde mir den Schal um und …
Soll ich doch besser hier bleiben, Zuhause, in meinem Versteck?
Ich hadere mit mir und habe Angst …
Es war schön bei Dir!
Es tat gut, an deinem Grab zu stehen. Auch wenn ich sehr weinen musste.
Aber die ungeheure Kraft, die in mir aufkam, Ich bin froh, dass ich bei Dir war.
Und jetzt zünde ich eine Kerze an, mummele mich in den Sessel,
habe das Bild von Dir neben mich auf den kleinen Beistelltisch zum dampfenden heißen Tee gestellt
und fühle mich ganz voll mit Gefühlen. Ich habe doch Kraft und bin so stolz auf mich.
Ich glaube Du auch!
Ich komme morgen wieder, November – Zeit des Gedenkens; endlich mal Ruhe, endlich mal keinen Trubel, endlich die Gedanken an Dich zulassen können, immer mehr, immer stärker.
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Der Vorhang fällt, das Stück ist aus,
Und Herrn und Damen gehen nach Haus.
Ob Ihnen auch das Stück gefallen?
Ich glaub ich hörte Beifall schallen.
Ein hochverehrtes Publikum
Beklatschte dankbar seinen Dichter.
Jetzt aber ist das Haus so stumm,
Und sind verschwunden Lust und Lichter.
Doch horcht! Ein schollernd schnöder Klang
ertönt unfern der öden Bühne; -
Vielleicht dass eine Saite sprang
an einer alten Violine.
Verdrießlich rascheln im Parterre
etwelche Ratten hin und her,
und alles riecht nach ranzgem Öle.
Die letzte Lampe ächzt und zischt
verzweiflungsvoll und sie erlischt.
Das arme Licht war meine Seele.
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx